Zwischen Perfektionismus und der Freude das zu tun, was mich glücklich macht

 Vorab: ich bin müde und habe eine unglaubliche Menge an Gedanken in meinem Hirn, die alle gleichzeitig rauswollen. Es kann also sehr gut sein, dass dieser Post sehr wirr ist und vielleicht auch der ein oder andere unvollendete Gedanke darin auftaucht... Verzeiht mir!


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Auch wenn es seit Anfang 2017 keine Updates mehr gegeben haben mag - das Projekt "Castaway - der Comic" ist nicht abgebrochen. Ich musste es leider schleifen lassen, weil das alltägliche Leben mich zu sehr beansprucht hat und schließlich bin ich mehr und mehr vom Zeichnen und meinen Hobbys generell abgekommen.
Inzwischen erkämpfe ich mir aber die Zeit, weil mir das Zeichnen fehlt und ich es brauche (ist im Urlaub einfach gesagt *hust*. Schauen wir lieber, wie es ab nächster Woche weitergehen wird...) und will auf jeden Fall auch mit dem Comic weitermachen bzw. hab ich schon, auch wenn die meisten Seiten bisher weder gelined noch coloriert sind.

Ich hab während dieses sehr langen Kreativitätstiefs oder "KreaTief" sehr oft darüber nachgedacht, ob ich wirklich mit dem Comic weitermachen soll, weil so eine kleine Stimme in meinem Kopf mir immer mal wieder zugeflüstert hat, dass ich den Comic sowieso niemals gut genug umsetzten werde. Dass ich meine Geschichte und meinen Charakteren nicht gerecht werde. Und auch, dass ich mich vielleicht generell besser eher aufs Schreiben konzentrieren sollte und das mit dem Zeichnen besser lasse, weil ich nicht gut genug bin. Ich hab der Stimme Gehör geschenkt, weil ich nicht nur mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden bin und es mir sehr schwer gefallen ist, wieder zum Zeichnen zurückzufinden.
Die kleine Stimme in meinem Kopf konnte mir sehr glaubhaft vermitteln, dass das, was ich gerne erreichen möchte unerreichbar ist.


Im letzten Jahr habe ich glaube ich mehr über das Zeichnen nachgedacht, als dass ich tatsächlich gezeichnet habe.
Ich habe meinen bisherigen Weg infrage gestellt und meine Arbeiten kritisch betrachtet. Ich habe über das nachgedacht, was andere von meinen Zeichnungen halten und sagen.

Auch über meinen Zeichenstil habe ich ziemlich viel nachgedacht, weil ich einfach nicht weiß, wo ich da überhaupt stehe.

Mein Stil wird von wenigen als "realistisch" eingeordnet, von vielen als "schon ziemlich realistisch", von fast allen als "semi-realistisch", von vielen als "Comic" und mir unverständlicherweise auch von einigen wenigen als "Manga" - Ich schätze aber das kommt daher, dass wohl vielen (die sich vielleicht auch mit der Materie nicht genügend auskennen) nicht klar ist, dass es nicht nur Realismus und Manga gibt und alles, was nicht Realismus ist, automatisch Manga sein muss.
Auch denke ich, dass vielen nicht bewusst sein dürfte, dass weit mehr zum realistischen zeichnen gehört, als nur die rein fotorealistischen Bilder. Oder dass ein Bild nicht fehlerfrei sein muss (geht sowas überhaupt?), um als realistisch gewertet zu werden.

Mein Ziel war es lang Zeit realistisch zu zeichnen und bis das dann erreicht habe, wollte ich mich mit Semi-Realismus zufrieden geben.
Dass ich eine perfektionistische Ader habe, ist nicht gerade förderlich dabei, auf diesem Weg nicht immer mal wieder ins Straucheln, Zweifeln und Grübeln zu geraten. Man (oder ich vielleicht auch nur) neigt ständig dazu, seine Ergebnisse mit denen von anderen zu vergleichen und das dumme am Realismus ist ja auch, dass man ständig die Dinge, wie sie sind, um sich herum sieht.

Dass ich "Castaway" nicht völlig realistisch umsetzten kann, war mir von Anfang an bewusst. Daher wollte ich auch hier irgendwo zwischen Semi-Realismus und westlichem Comic-Stil herumschwimmen. Aber es ging nicht nur um den Zeichenstil selbst.
Ich wusste (und weiß immer noch nicht), wie viel ich eigentlich zeichnen muss. Bei meinen ersten Versuchen hab ich fast jede verdammte Bewegung, jeden Schritt, jede Handbewegung gezeichnet. Man hätte einen Film draus machen können.
Wie viele Panels soll ich zeichnen? Welchen Inhalt müssen diese haben, damit der Leser sie versteht und die Geschichte unterhaltsam und flüssig rüberkommt?
Ich hab mir als Vorbereitung sogar ein Buch zum Comiczeichnen gekauft. Das Ding ist bloß - und so geht es mir eigentlich mit allen Zeichenbüchern - das scheint etwas zu sein, was man nicht aus Büchern lernen kann (obwohl ich natürlich nicht von mir auf andere schließen möchte). Es scheint eher so eine Learning by doing Geschichte zu sein. Und genau das hat mich auch immer wieder auf den Gedanken gebracht, vielleicht erst mal einen anderen Comic zu zeichnen. Irgendwas, was mir nicht so sehr am Herzen liegt, wie "Castaway". Aber das Ding ist, ich glaube ich könnte das gar nicht durchziehen mit einem Projekt, das mir nicht so viel bedeutet. Und das Ding ist, egal wie gut ich zum Beginn eines Comics vielleicht glaube zu sein - ich werde mich im Laufe des Projekts immer weiterentwickeln und dazu lernen und wenn ich dann später auf den Anfang blicke, werde ich wohl wieder denken, dass ich das heute besser könnte. Und das ist einfach vollkommen normal.

Als ich Angefangen habe zu schreiben, war es ganz genauso. Da wurde jeder Schritt eines Charakters beschrieben, bis ich irgendwann, nach und nach ein Gefühl dafür bekommen habe, was tatsächlich erzählt werden muss. Ich hab verdammt lange gebraucht, bis ich mal geschnallt habe, dass nicht jeder einzelne Raum, der betreten wird in allen Einzelheiten beschrieben werden muss und dass ich nicht extra beschreiben muss, wie Charakter XY von der Küche durch das Wohnzimmer, zur Treppe hin und schließlich nach oben auf den Dachboden geht und dabei einen Fuß vor den anderen setzt und am besten noch mit Zeitangabe - "Charakter XY ging nach oben auf den Dachboden" reicht vollkommen aus. Weder der genau Weg muss beschrieben werden, noch jeder einzelne Gedanke, den der Charakter auf dem Weg hat oder alles, was der Charakter auf dem Weg zum Dachenboden sieht.

Wie auch immer.

Jedenfalls bin ich erst so langsam dabei zu begreifen, dass nicht jedes Panel über einen ausgereiften Hintergrund verfügen muss. Dass ich nicht jedes einzelne Haar zeichnen oder die Nähte an der Kleidung extra hervorheben muss. Es muss nicht alles, in tausend Details vorliegen. Es ist auch kein Weltuntergang, wenn ich die Charaktere nicht hundertprozentig so umsetzten kann, wie ich sie in meinem Kopf sehe - es ist schade, aber daran muss ich einfach arbeiten.

Ich muss lernen, dass ich vieles vereinfacht zeichnen muss.

Und ich muss aufhören zu verzweifeln, wenn mal eine Herausforderung auf mich wartet und ich Dinge zeichnen muss, bei denen ich keine Ahnung habe, wie verdammt ich diese umsetzten soll. Außerdem bin ich daran selbst schuld - so selten, wie ich außerhalb meiner Komfortzone gezeichnet habe. Die ganzen Posen, Perspektiven, Menschen verschiedenen Alters, etc. wollen erst noch geübt werden.


Ich glaube, wenn ich einfach aufgeben würde, würde ich nur den einfachsten Ausweg wählen.
Man lernt nie aus, erst recht nicht beim Zeichnen. Dass meine Bilder mal so gut sein würden, wie sie heute sind, hätte ich früher niemals gedacht und wohl auch niemals glauben können. Wer weiß, wie viel besser ich noch werden kann, wenn ich mich mal richtig dahinter klemme und mal ein paar Herausforderungen stelle, statt mich immer in meiner Komfortzone zu bewegen.

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